Sonntag, 7. August 2011

Tschüss Deutschland! Hey y´all people in Tennessee!

Wenn eine 23-jährige deutsche Studentin entscheidet für ein Jahr in die USA zu gehen ist das allein noch nicht außergewöhnlich, denn das Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint einen großen Reiz auf die deutsche Bevölkerung auszuüben. Überrascht oder sogar leicht schockiert reagieren die Leute allerdings, wenn man ihnen mitteilt, dass es nach Tennessee geht! So erging es mir zumindest, als ich vor einiger Zeit meiner Familie, Freunden und Bekannten das Ziel meines Auslandsaufenthalts kundgetan habe. Sämtliche Stereotype waren sofort parat: Countrymusik, Cowboystiefel, fettiges Essen, Trailer Parks. Wieso will eine aufgeschlossene Kölnerin denn nun in den konservativen Süden Amerikas? Reicht ihr der zurückhaltende Süden Deutschlands nicht? Bis kurz vor Reiseantritt haben mich diese Meinungen nicht abschrecken können. Es war zwar sehr traurig meine neugewonnenen Freunde in Tübingen und meine alteingesessene rheinländische Spaßgesellschaft zu verlassen, aber mich hat der Ruf in die Ferne gelockt. Als ich dann aber meine zwei vollgepackten Koffer am Check-In des Düsseldorfer (!) Flughafens abgegeben habe und mich von einer der Personen, die immer für mich da waren, meiner Mama, verabschieden musste, realisierte ich plötzlich, dass ich nun über den Teich gehen werde und die Tränen flossen wie von selbst...

Verheult und schniefend ging ich dann zur Sicherheitskontrolle und erweckte das Mitleid des sämtlichen Personals, die meine Entscheidung dennoch sehr bewunderten. Im Flugzeug hatte sich das kölsche Emotionsbündel dann aber wieder beruhigt (das lag vielleicht auch an der Gesellschaft des amerikanischen Pastors neben mir) und es konnte nun endlich losgehen. 9 Stunden, ein gutes Frühstück, ein wenig Schlaf und ein schlechtes Mittag-/Abendessen später landete ich dann an meinem ersten Stop: Atlanta. Insgesamt war der Flug erträglich, nun aber stieg wieder die Nervosität, denn die Passkontrolle - mein schlimmstes Grauen - stand bevor! Ausgerechnet vor mir dran war ein Junge, etwa in meinem Alter, der denn Officer tierisch zu verärgern schien. Als der zurückgeschickt wurde, um sich erneut anzustellen, war ich nun nahe dem Nervenzusammenbruch. Allerdings wurde ich nicht, wie erwartet, übelst angekeift, sondern der Officer war sehr freundlich zu mir und erzählte mir, dass der Kerl sich respektlos ihm gegenüber verhalten hätte, ihm nicht antworten wollte, ich das Ganze aber "excellent" machen würde (und das Ganze in einem super lustigen Südstaatendialekt). Also alle Sorge umsonst und weiter gings!

Nach 4 Stunden Aufenthalt am größten Flughafen der Welt (RIESIG!) und ständigen Gatewechsel ging es dann weiter in einer Mini-mini-Maschine nach Knoxville, Tennessee. Während wir über die Landschaft flogen und ich diese vom Fenster aus betrachten konnte, war ich, um ehrlich zu sein, wenig begeistert. Alles war so weit auseinander, alles sah öde aus und in mir kamen große Zweifel auf. Nachdem ich nun gelandet war und durch den kühlen Flughafen ging, um draussen am Passenger Pick-up auf meine Gastfamilie zu warten, erschlug mich die Hitze förmlich, als ich durch die Flughafentüre ging. Meine Klamotten (die natürlich auf das herbstliche deutsche Wetter angepasst waren) klebten innerhalb von 5 Minuten an meinem Körper und ich erfuhr am eigenen Leib die Bedeutung des Wortes "humid"!

Als meine Gastfamilie dann in einem stereotypen Prius vorfuhr war ich erleichtert (hätte ja auch sein können, dass es sie gar nicht gibt! ;)) Herzlich wurde ich willkommen und ich bemerkte sofort ihr großes Interesse an der deutschen Kultur. Nachdem ich erklärt hatte, dass wir Deutschen nicht nur Sauerkraut essen und bestätigte, dass die Autobahn wirklich ne tolle Sache ist, fragte ich nun meine Gastgeber aus. Es stellte sich heraus, dass sie Tennessee gar nicht mal so sehr mögen und eigentlich aus Kalifornien sind! Irgendwie verfolgen diese Kalifornier mich! Dennoch versicherten sie mir, ich würde ein tolles Jahr in Tennessee haben und ich sollte aber dennoch auch andere Gegenden Amerikas erkunden (was ich definitiv vorhabe!). In dem Moment betraten wir das Haus und 3 Hunde (davon 2 in Windeln) begrüßten mich euphorisch. Puka, Panda und Diva sind inzwischen meine besten Freunde geworden. In dem gemütlichen Haus mit Aircondition (Gott sei Dank!) bewohne und belagere ich mit meinen tausend Sachen ein eigenes Zimmer und fühle mich dort sehr wohl.

An meinem zweiten Tag kam ich gleich in den Genuss eines amerikanischen Pancake-Frühstücks und am Abend gab es "klassisch" Burger, ABER ich bin hier dennoch sehr verwöhnt, denn meine Gast-mom (Anna - wer so heißt, kann nur toll sein) backt ihr eigenes Brot und das ist noch nicht alles sie baut sogar das Weizen selbst (!) im Garten an, macht ihr eigenes Pesto und auch Feta selbst!! Das schätzen wir als Brotessernation natürlich sehr und es nimmt mir zudem die Sorge, dass ich 100 Kilo in dem Jahr zunehmen werde, denn ich sehe, man kann sich auch "vernünftig" ernähren. Das bestätigten mir auch meine Kollegen und Betreuer vom German Department, die alle SEHR hilfsbereit und nett sind und uns (Annica aus Mannheim nimmt ebenfalls an dem GTA-Pragramm teil) vor allem in Sachen Wohnungssuche immens geholfen haben (dazu mehr, sobald ich nächste Woche einziehe, nur eines: LUXUSWOHNHEIM!!!).

Das Campusglände ist RIESIG und sehr schön. lauter rote Backsteingebäude, nur an das Wetter (durchschnittlich 37 Grad und sehr schwül) muss man sich eben gewöhnen, wenn man aus einem semi-optimalen deutschen Sommer hierher kommt. Fotos und weitere Infos werden bald folgen! Soweit solls das erst einmal gewesen sein, bis zum nächsten Mal!

Anna

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen